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Musikbibliothek

Unser Kloster ist bekannt für seine reiche musikalische Tradition. Gregorianischer Choral (seit Beginn im Jahr 934) und mehrstimmige Kirchenmusik (seit dem späten 17. Jahrhundert) zeichnen die klösterlichen Gottesdienste bis in unsere Tage aus.

An der Stiftsschule des Klosters herrscht seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein vielfältiges musikalisches Leben (Opernaufführungen bis 1966). Da erstaunt es wenig, wenn sich in unserem Kloster auch die grösste private Musikbibliothek der Schweiz befindet.

Die Sammlung umfasst rund 50’000 Titel, gedruckte und handschriftliche Musikalien (darunter rund 5’000 Handschriften vor 1800), Theoretica und Zeitschriften. Zu den fünf Schwerpunkten des grossen Bestandes siehe weiter unten. Die Musikbibliothek wurde 1835 von Pater Gall Morel angelegt und umfasste damals 3370 Titel. Der jeweilige Kapellmeister war verantwortlich für die Musikbibliothek.

Seit 1929 gibt es das Amt des Musikbibliothekars. Der erste Musikbibliothekar war Pater Pirmin Vetter (1929-1961). Ihm folgte Pater Kanisius Zünd (1961-1976), gefolgt von Pater Lukas Helg (1976-2021). Seit dem Schuljahr 2021/22 ist neu Stefano Bertoni verantwortlich. Er ist der erste Musikbibliothekar, der nicht zugleich auch Klostermitglied ist.

Fünf Schwerpunkte der Sammlung

Unter den Mönchen fanden und finden sich bis heute immer wieder namhafte Komponisten (u.a. Justus Burach, Markus Zech, Marian Müller, Anselm Schubiger, Basil Breitenbach, Otto Rehm, Oswald Jaeggi, Daniel Meier, Theo Flury).

Das Kloster Einsiedeln führte von 1675-1852 in Bellinzona eine kleine Schule. Über diese Filiale im Tessin floss ein gewaltiger Musik-Strom aus dem oberitalienischen Raum nach Einsiedeln (u.a. Fioroni, Sarti, Sammartini, Anfossi, Cossoni, Valle, Chiesa, Piazza, Mayr, Verdi, Rossini, Lotti, Galuppi, Porpora, Jomelli, Cimarosa, Salieri, Monza, Zingarelli, Galimberti.) In der Einsiedler Musikbibliothek werden Werke von über 50 Komponisten aus Mailand aufbewahrt. Von unschätzbarem Wert sind die etwa 100 zeitgenössischen Abschriften von katholischer Kirchenmusik des jüngsten Bach-Sohnes Johann Christian, der sich von 1757-1762 in Mailand aufhielt. Die Einsiedler Bestände gelten neben den Autografen weltweite als älteste und zuverlässigste Quellen.

Dank intensiver Beziehungen zwischen Einsiedeln und Salzburg mit seiner Benediktineruniversität und seinen zwei Benediktinerklöstern kamen auch sehr viele Musikalien aus der Mozartstadt nach Einsiedeln (u.a. Biber, Hofer, Eberlin, Michael und Joseph Haydn, Mozart, Pleyel, Neukomm, Adlgasser, Diabelli, Weber, Caldara). Ein besonders wertvolles Juwel ist das autographe Skizzenblatt von Mozart, das P. Gall Morel im Jahre 1856 in Augsburg erworben hatte. Es handelt sich um die Skizze zum alternativen zweiten Satz der Pariser-Sinfonie KV 300a/297.

Im frühen 19. Jahrhundert kauften P. Gall Morel und andere Einsiedler Mönche sehr viele Musikalien aus aufgehobenen Klöstern. Im Jahre 1824 kaufte das Kloster Einsiedeln fast die ganze Musikbibliothek des zu Beginn des 19. Jahrhunderts saekularisierten Klosters Weingarten. Auch aus anderen aufgehobenen Klöstern kamen Musikalien nach Einsiedeln, wo sie bis heute aufbewahrt werden (Petershausen).

Im Jahre 1856 kam fast der gesamte musikalische Nachlass von Robert Lucas Pearsall (1795-1856) nach Einsiedeln. Dazu gehören etwa 700 Fremdkompositionen, viele theoretische Werke und rund 150 Eigenkompositionen. Johann Evangelist Habert (1833-1896) aus Gmunden war als Lehrer von P. Basilius Breitenbach dem Kloster sehr verbunden und schenkte ihm viel autografe Partituren. Zu erwähnen ist auch die reiche Sammlung von Opernpartituren aus dem Besitz von Johann Hermann Wetzler (1870-1943).

Inventarisierung

Die Musikalien vor 1800 sind in den letzten Jahrzehnten durch das RISM (Répertoire International des Sources Musicales) wissenschaftlich erfasst worden. Die über 5000 Handschriften vor 1800 (weitaus der grösste Bestand in der Schweiz, weltweit der siebtgrösste) sind in einem Katalog greifbar. Auf der RISM-Datenbank sind die handschriftlichen Bestände zudem der musikalischen Praxis und der musikwissenschaftlichen Forschung weltweit zugänglich gemacht. Die über 2000 Drucke vor 1800 sind ebenfalls in einem Katalog und im RISM-Lexikon (Drucke vor 1800) greifbar. Die Bestände nach 1800 wurden im Zusammenhang mit zwei Projekten inventarisiert. Die Arbeitsstelle Schweiz des RISM erstellte ein Repertorium von etwa 50 ausgewählten Schweizer Komponisten des 19. Jahrhunderts. Das Projekt wurde mit der Erfassung der Musikalien von P. Anselm Schubiger gestartet.

Dank großzügiger Unterstützung durch die UBS-Kulturstiftung konnte P. Lukas Helg von 2000-2007 ein weiteres, noch umfangreicheres Projekt realisieren: die Erfassung der Musikalien sämtlicher Schweizer Komponisten des 19. Jahrhunderts in der Musikbibliothek des Klosters Einsiedeln. In diesem Projekt wurden 6472 Quellen erfasst (1688 Manuskripte und 4784 Drucke). Gegenwärtig sind auf der RISM-Datenbank 21896 Titel aus Einsiedeln erfasst. Die restlichen Bestände der Einsiedler Musikbibliothek (circa 52000 Titel) hat P. Lukas Helg in den letzten Jahren in einer Excel-Datei erfasst. Später sollen sie auch über Internet der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

RSIM-LexikonStiftsbibliothek

Informationen

Musikbibliothek
Stefano Bertoni
Kloster Einsiedeln
8840 Einsiedeln

musikbibliothek[at]kloster-einsiedeln.ch

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